Geschichte der Lesben- und Schwulenbewegung

Als Lesben- und Schwulenbewegung bezeichnet man die Emanzipationsbewegung homosexueller Männer und Frauen seit dem Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre. Anhand der Bezeichnung wird sie historisch abgegrenzt von der Homosexuellenbewegung vom Ende des 19. Jahrhunderts bis Ende der 1930er Jahre und der Homophilenbewegung, die über die 1940er Jahre hinweg bis zum Anfang der 1970er Jahre reichte.[1]

Der Schwulen- und Lesbenwegung gelang es vor allem in Nordamerika sowie in weiten Teilen Europas seit ihrer Entstehung eigenständige Subkulturen und Organisationsstrukturen aufzubauen und sukzessive juristische, politische und gesellschaftliche Forderungen durchzusetzen. In Deutschland wurde 1994 die ersatzlose Streichung des § 175 StGB durchgeführt, der zuvor sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe stellte.

Die moderne deutsche Lesben- und Schwulenbewegung hat seit ihrer Entstehung maßgeblich das gesellschaftliche Klima von sozialer Ächtung hin zu wesentlich mehr Gleichberechtigung und Achtung von Schwulen und Lesben verändern können. Die Bewegung hatte ihren Ursprung in den Auswirkungen des Films Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt (1971) von Rosa von Praunheim. Durch die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen konnte 2001 die Eingetragene Lebenspartnerschaft beschlossen werden, die schließlich 2017 in der gleichgeschlechtlichen Ehe mündete.

Außerhalb der westlichen Welt war die Lesben- und Schwulenbewegung häufig die erste Emanzipationsbewegung gleichgeschlechtlich liebender Menschen. Je nach kulturellem Hintergrund sind ihre Bestrebungen unterschiedlich erfolgreich. Während sich in manchen Regionen der Welt (wie in Teilen Ost- und Südostasiens oder Süd- und Mittelamerikas) die Situation für Schwule und Lesben sukzessive verbessert, ist in anderen Regionen wie in Teilen des subsaharischen Afrikas, islamischer Staaten und des postsowjetischen Raums eher eine Verschlechterung zu beobachten. Dabei ist die Ausgangslage häufig komplex, da manche Nationen, die – häufig aus kolonialem Erbe – Gesetze gegen Homosexualität hatten oder noch haben, Homosexualität nicht aktiv verfolgen und in ihnen gesellschaftlich ein permissives Klima vorherrscht. Im Gegenzug gibt es Länder, in denen Homosexualität zwar juristisch nicht verfolgt wird, Lesben und Schwule aber gesellschaftlich geächtet sind. Schutz davor, z. B. in Form von Antidiskriminierungsgesetzen, ist nicht immer gewährleistet, ebenso besteht eine Gleichstellung in Bezug auf die Ehe noch relativ selten. Eine Übersicht über die weltweite Situation findet sich in der Liste von Ländern nach LGBT-Toleranz und -Rechten.

  1. Ulrike Repnik: Die Geschichte der Lesben- und Schwulenbewegung in Österreich (Feministische Theorie, Band 48). Milena Verlag, Wien 2006, ISBN 3-85286-136-5.

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